Friederike Mayröcker: Am Anfang des Schreibens

"Bei mir ist der Anfang des Schreibens, sowohl bei Prosatexten als auch bei den Gedichten, sehr unkontrolliert. Ich weiss nie, wohin es geht. Erst aus dem Schreibgeschehen ergibt sich eine Richtung. Und erst später weiss man, wohin man wollte. Der Anfang ist immer sehr intuitiv. Am Anfang steht ein Gefühl: Entweder man scheibt, oder man geht vor die Hunde. Das heisst: Man muss es machen. Man muss sich hinsetzen. Und wehe, wenn da irgendjemand stört. Aber bei mir stört ohnehin niemand, weil kein Mensch da ist. Aber wenn es Situationen gibt, wo man gestört wird, ist es schrecklich. Es ist fast wie eine Krankheit, die zum Ausbruch kommt."

aus: "Schreiben oder vor die Hunde gehen" Paul Jandl und Andreas Breitenstein im Gespräch mit der Büchner-Preisträgerin Friederike Mayröcker - Neue Zürcher Zeitung 27.10.2001