Melitta Breznik: Was sie zum Schreiben anregt
... ist der Titel ihres neuen Buches, das sie hat als Ärztin, Tochter und Pflegerin ihrer an Krebs sterbenden Mutter geschrieben. Sie berichtet über den Weg, den sie gemeinsam mit ihrer Mutter bis zu ihrem Tod gegangen ist. Ihr Buch erzählt von allen Stadien des Abschiednehmens: den physischen und den psychischen. Es ist kein Debüt, die Autorin hat bereits etliche Bücher veröffentlicht. Martina Läubli hat sie im Interview nach ihren Erfahrungen gefragt:
"Da ist viel Intuition mit drin. Arztsein ist nicht nur ein Job. Arzt ist man, das gehört untrennbar zur Person dazu. Was ich als Ärztin erlebt habe, kann ich nicht aus meinem Erfahrungsschatz wegdenken. Am schwierigsten war für mich das Pflegen, weil das sehr intensiv und körperlich enorm anstrengend ist. Wenn man das über Wochen allein macht, kann das einen völlig auslaugen. Mal braucht es einen ärztlichen Gedanken, dann eine pflegerische Handlung und dann einen liebevollen Satz von der Tochter."
Beeinflusst Ihr Alltag als Ärztin Ihr Schreiben?
"Ich benütze meine Patienten nicht als Fundus. Die Leute wollen ja geschützt sein bei einer Psychiaterin und sich nicht plötzlich in einem Buch wiederfinden. Aber eine Autorin lebt von dem, was sie erlebt und anregt im Alltag. Und natürlich regt mich der klinische Alltag zum Nachdenken an. Gerade, was das Thema Sterben angeht."
"Mutter. Chronik eines Abschieds", im Luchterhand erschienen.
aus: "Das Schreiben ins Leben holen" - Interview Martina Läubli, Neue Zürcher Zeitung 17.1.2021