Oliver Hirschbiegel über Emotion im Film
"Wenn ich mich als Regisseur einer Figur annähere, dann versuche ich wie jeder Psychologe über die Kindheit zu gehen, denn die Kindheit definiert die Biographie. So entstand die Idee mit dieser überbordenden Mutter und die des schrecklichen Generalzustands, der sich Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr wiederholt. Traumatisch. Und diese traumatische Situation für das Kind strahlt natürlich in die Figur des erwachsenen Mannes."
Regisseur Oliver Hirschbiegel hat die Kurzgeschichte "Der Taucher" aus dem Buch "Strafe" von Ferdinand von Schirach verfilmt. Auf RTL+ erscheinen insgesamt sechs Kurzgeschichten, die jeweils von verschiedenen Regisseuren verfilmt worden sind.
"Mein Ansatz war von Anfang an, das Drehbuch nach Möglichkeit so schnörkellos und authentisch umzusetzen, wie Schirach schreibt. Seine Sätze konzentrieren sich auf das absolut Wesentliche. Das hat für mich eine ungeheure emotionale Kraft. Denn die Emotion funktioniert im Film eben nur über Emotion und nicht, wie oft geglaubt wird, über den Effekt."
aus "Es soll alles möglich bleiben" Anna-Louisa Schönfeld im Gespräch mit Regisseur Oliver Hirschbiegel und der Schauspielerin Katharina Hauter über den Dreh "Der Taucher" nach einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach - Frankfurter Allgemeine Zeitung 14.7.2022