T.S. Eliot: Texte stehlen oder imitieren?

"Unreife Dichter imitieren, reife Dichter stehlen!" urteilte der weltweit bekannte Schriftsteller und Nobelpreisträger  T.S. Eliot (The Waste Land). Viele Autoren beginnen mit dem Imitieren von ihnen bewunderter Schriftsteller. Keine schlechte Schreibübung - wenn man sich rechtzeitig davon lösen kann. Das inziwschen recht häufig praktizierte "Copy and Paste"- Verfahren ist demnach eher etwas für die Reifen.

Bob Dylan zum Beispiel hat ganze Textpassagen von Jack London und Marl Twain abgewandelt, umgeschrieben in seinen Songs verwendet. "Er borgte oder stahl was das Zeug hielt, signierte Blues-Klassiker wie "Rollin and Tumblin'" mit seinem eigenen Namen, bezog halbe Strophen von Henry Timrid, einem obskuren romantischen Dichter aus dem 19. Jahrhundert, an den sich sonst heute niemand mehr erinnertn würde. Er schreckte auch vor Ovid oder den Erinnerungen eines japanischen Yakuza-Gangsters nicht zurück."

aus: "Sänger und Poet des anderen Amerika" von Martin Schäfer - Neue Zürcher Zeitung 14.10.2016