"Texte sind gierig und gefräßig"

Liebe Autorinnen und Autoren,

 der österreichische Schriftsteller Arno Geiger (Alles über SallyUnter der DrachenwandEs geht uns gut) hat den Roman einmal als „ein erfundenes Haus mit echten Türen und Fenstern“ beschrieben. Einen ungewöhnlichen Eingang fand er zu seinen literarischen Schöpfungen durch eine geheime Quelle: Jahrzehnte besuchte er diese Quelle immer wieder und fand sie (meist in der Dämmerung) in - Altpapiertonnen. Als hätten sie auf ihn gewartet, boten sich alte Poesiealben, Tagebücher, Briefe und  private Unterlagen an. Der Schriftsteller rettete sie vor der Vernichtung und dem Vergessen und gestaltete ihre Geschichten zu Lebensstoff für seine Romanfiguren. 
Das glückliche Geheimnis ist Arno Geigers Überlebens- und Entwicklungsgeschichte als Schriftsteller, erschienen jetzt im Hanser Verlag München.   

“Jedem Autor und jedem, der ein Autor werden möchte, wurde ein großes Thema geschenkt: die Geschichte seines Lebens und des Lebens seiner Familie, seiner Umgebung", erklärte Marcel Reich-Ranicki. "Es kommt nur darauf an, ob er von diesem Geschenk Gebrauch machen kann oder nicht.” Das Autoren-Handbuch von Jesse Falzoi: Creative Writing. Der neue Kreativ-Schreiben-Kurs in sechzehn Lektionen begleitet Sie auf dem Weg zum Schriftsteller. 

"Mir war gar nicht richtig bewusst, was für eine Sprengkraft mein Roman hat", gestand Alawiyya Sobh. Ihr Debütroman Marjams Geschichten wurde in der arabischen Welt "als mutiges Werk gelobt, das religiöse und sexuelle Tabus berührt". Alawiyya Sobh hat ein halbes Jahrhundert libanesischer Historie aus weiblicher Sicht aufgezeichnet. "Wir müssen uns beim Schreiben vom männlichen Blick auf den weiblichen Körper befreien und eine neue Sprache für das Erotische finden. "Elizabeth Benedict: Erotik schreiben. Wie Sie Sex-Szenen literarisch gestalten. Der Creative Writing-Bestseller über Sex und Erotik schreiben liegt in der zweiten Auflage vor.

Der österreichische Schriftsteller Franzobel hat intensiv in den USA recherchiert und sich in seinem neuen Roman Einsteins Hirn mit dem Leben des berühmten Wissenschaftler Albert Einstein beschäftigt. Dessen Gehirn wurde nach seinem Tod von einem Pathologen heimlich entfernt und blieb vierzig Jahre Jahre lang verschollen. Über seine Schreibarbeit zum Romanthema sagt Franzobel: "Schreiben erfordert Rückzug. Als Autor muss man in sich gehen, die Dinge destillieren, damit man zu einer Essenz gelangt. Für einige Kräuter muss aber sogar der introvertierteste Schreiber hinaus in die Welt. Ein Text wird wahrhaftiger, wenn die beschriebenen Orte gesehen und begriffen worden sind." 

 Zum Schluss noch einmal Arno Geiger, der erkannt hat: „Ein guter literarischer Text ist gierig, ungeheuer gefräßig. Man muss in der Lage sein, diese Gier zu stillen, sonst hungern die Texte und man hört auf jeder Seite das Magenknurren, das stört beim Lesen.“ Damit Ihre Leser kein Magenknurren bekommen seien Sie aufmerksam, sammeln Sie Inspirationsmaterial wie ein Eichhörnchen, legen Sie Vorräte an wie ein Hamster, und füttern Sie Ihre hungrigen Texte gut.

Viel Erfolg dabei und herzliche Grüße
 Ihre 
Gerhild Tieger