Autorenbrief - Für wen schreiben Sie?
Liebe Autorinnen und Autoren,
„Für wen also schreibt der Schriftsteller? Die Antwort ist offenkundig: für sich selbst“, hat Imre Kertész gesagt. Aber ist das ein Trost, wenn es keine Lesungen mehr gibt, wenn die Einnahmen durch zusätzliche Buchverkäufe und das Honorar wegfallen? Es wird zur finanziellen Härte und kostet Kraft und Nerven – hoffen wir, dass die versprochene Unterstützung für Künstler jetzt schnell überwiesen wird.
Norwegen scheint ein Paradies für Schriftsteller zu sein: Dort bekommt, wer sich „als Schriftsteller oder Schriftstellerin einen Namen gemacht hat, ein kleines staatliches Gehalt“. Mehr darüber schreibt der Schriftsteller R. Kaiser-Mühlecker in seinem FAZ-Beitrag „Was ist der wichtigste Beruf? Wie ich Schriftsteller geworden bin".
Journalisten (wie Dörte Hansen) und Werber (wie Martin Suter) haben offenbar gute Chancen, erfolgreiche Buchautoren zu werden: Dörte Hansen landete mit Altes Land gleich einen Bestseller und der Schweizer Martin Suter schreibt einen Dauerbrenner nach dem anderen. Auch können sich beide über Einnahmen für Filmrechte freuen.
Der schwedische Erfolgsautor Jonas Jonasson ist nicht nur mit Schreibtalent, sondern mit drei weiteren Talenten gesegnet: als Journalist, als Werber und mit scheinbar unerschöpflichem Humor. Als Nora Zukker den Schriftsteller fragte, was seine Zauberformel sei, meinte er bescheiden: „Die gibt es nicht. Einzig: Ich halte am Happy End fest! Und am Humor.“ Nach dem Rezept hat er innerhalb von zehn Jahren fünf Bücher mit jeweils etwa 400 Seiten geschrieben. Das letzte mit dem schönen Titel Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte.
Unfreiwillig humorig wirken manche erotischen Szenen, weshalb Erotik schreiben. Wie Sie Sex-Szenen literarisch gestalten (2. Auflage, 240 Seiten, 12,80 Euro) eine gute Investition auch für erfahrene Schriftsteller sein könnte: "Es zu tun ist eine Sache, darüber zu schreiben eine andere." (Der Spiegel) Und sollten Sie einmal Lust haben, einen Liebesroman zu schreiben, dann kann Ihnen Anna Basener die besten Tipps geben: Liebes- und Heftromane schreiben, 2. Auflage, 192 Seiten, Hardcover, 18,99 Euro versandkostenfrei, - "enthält eine Fülle praktischer Ratschläge" (Süddeutsche Zeitung).
Zum Valentinstag noch ein paar Worte von Tschingis Aitmatow: „Das Gefühl der Liebe gehört zum Höchsten und Ewigen, das der Menschengeist an sich entdeckt, sie verfügt über die erstaunliche Eigenschaft, unter allen Bedingungen und Prüfungen zu überleben“, – wie die Liebe zum Schreiben und zur Literatur.
Herzlich
Ihre Gerhild Tieger