Autorenbrief Nov. 2022: Wie man Schriftsteller wird

Liebe Autorinnen und Autoren,

„Ein Beruf wird das Schreiben erst dann, wenn man nicht damit aufhört, sobald es anstrengend wird“, erklärt Journalist und Buchautor Dietmar Dath. Junge  Nachwuchsautoren erfahren von ihm unter faz.net was dazu gehört, wenn man das Schreiben so ernst nimmt, dass daraus ein Beruf werden kann. 

Texte überarbeiten ist anstrengend, weil man sich ständig entscheiden muss. Das gehört mit zum Schriftstellerberuf ebenso wie Selbstkritik und Überwindung. Hab ich den richtigen „Einstieg“ ins Thema gefunden? Kann ich den Stil beibehalten? Und dann das Kürzen, die wohl schwierigste Entscheidung beim Überarbeiten. Man muss sicher sein, was für die Geschichte nur Ballast oder Füller ist, auf den man verzichten kann. Anton Tschechow hat sogar dazu geraten, gleich die ersten drei Seiten am Anfang der Geschichte rauszuwerfen. Diese Prüfung müssen Sie bestehen. Ob Sie das fertigbringen und ob das überhaupt nötig ist oder ob Sie besser einen neuen Anfang schreiben? Bestsellerautorin Sylvia Englert kann Ihnen aus eigener Erfahrung als Kinder- und Jugendbuchautorin bei Ihren Entscheidungen helfen. Sylvia Englert: So lektorieren Sie Ihre Texte.

In der vergangenen Woche wurde der Nachlass der amerikanischen Schriftstellerin Joan Didion in einem New Yorker Auktionshaus versteigert. Fotos, Gemälde, Teile ihrer Bibliothek, Schreibutensilien, ein Eichenholzschreibtisch und 38 leere (!) Notizbücher suchten u.a. neue Besitzer. Das Interesse, ein Erinnerungsstück aus dem Leben dieser ungewöhnlichen Frau zu erwerben, war groß. Dennoch überraschte, dass der Stapel ihrer leeren Notizbücher ein Gebot von 11.000 Dollar wert war. Mögen sie auch den neuen Eigentümer inspirieren!  Tristine Rainer: Tagebuch schreiben.

BANGA ist Name des treuesten Hundes der Literaturgeschichte. Die Punk- und Rocksängerin Pattie Smith hat ihn in ihrem gleichnamigen Song ein zweites Mal unsterblich gemacht. Denn unsterblich war er bereits in seiner Rolle in Michael Bulgakows Roman Der Meister und Margarita. Dort wartet BANGA zweitausend Jahre neben Pontius Pilatus bis dieser mit Jesus sprechen darf. So inspirierend kann Literatur für Singer/Songwriter sein. 

Nach sieben Jahren, in denen Birgt Schmid ihre Kolumne „In jeder Beziehung“ für die Neue Zürcher Zeitung schrieb hat sie sich mit einer letzten Folge verabschiedet. Rückblickend erinnert sie sich darin an ihren Beitrag, in dem sie von einer Literaturprofessorin erzählt, die ihre Studenten dazu auffordert, so zu leben „als wäre es ein guter Roman, ein aufregendes Drehbuch“. Sie fragte: „Würde das Publikum während des Films Eures Lebens hinauslaufen?“ Man muss ja nicht alles selbst erlebt haben, aber empfindliche Antennen, Fantasie und Beobachtungsgabe helfen oft auch weiter. Bonni Goldberg schlägt in ihrem Buch  200 genialen Inspirationen vor: Raum zum Schreiben.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine bemerkenswerte Internetseite empfehlen: https://weiterschreiben.jetzt Dort finden Sie u.a. auch das Projekt: „Weiter Schreiben Ukraine“, einen Briefwechsel zwischen ukrainischen Autorinnen, „die vor dem Angriffskrieg Russlands nach Deutschland geflüchtet sind und deutschsprachigen Kolleginnen“ (Börsenblatt). Auch Tanja Dückers, die sich mit Natalka Sniadanko austauscht ist mit dabei.

Herzliche Grüße 
 Ihre Gerhild Tieger     

P.S. Ich würde mich freuen, wenn Sie ein Buch aus unserem Verlagsprogramm interessiert und Sie es bei uns bestellen.

Notizen und Zitate über Schriftsteller und das Schreiben finden Sie hier.