Bret Easton Ellis: "For no one"
FAZ-Redakteur Jan Wiiele fragt Horror-Autor Bret Easton Ellis anlässlich des Erscheinens seines neuen Romans The Shards: Wollen Sie mit Drastik, mit Horror-Schocks, vielleicht doch noch versuchen, die Zyniker der Welt zu rühren?
"... Ich denke an niemanden, wenn ich schreibe, an keine spezielle Gruppe, nicht an eine bestimmte Person, nicht an Freunde, nicht an meine Mutter, nicht an meinen Lebenspartner. Die Widmung meines neuen Romans lautet "For no one!" Manchmal habe ich vielleicht Erinnerungen an unerwiderte Liebe verarbeitet, dabei auch einige Menschen aus meinem Leben fiktionalisiert. (...) In allererster Linie dient mir ein Buch dazu, mich selbst zu erkunden. Bei den "Shards" lief meine Phantasie, ausgehend von Erinnerungen, völlig aus dem Ruder. Aber ich plane nicht vorher, gezielt "Horror" zu produzieren. Tatsächlich mag ich dieses Genre, weil Stephen King mich, als ich jung war, stark inspiriert hat. Aber ich würde jedem Schriftsteller raten: Denke nie an ein Publikum! Meine Verleger wünschten gewiss manchmal, dass ich das täte."
aus: "Kuchenbacken ist real" von Jan Wiele - Frankfurter Allgemeine Zeitung 25.3.2023