Christoph Peters: Erzählen was schon wartet
"Wenn ich versuche, eine Geschichte aus irgendwelchen Ordnungsvorstellungen zu zwingen, dann scheitert der Text. Die Figuren wehren sich. Meine Mystik des Textes ist, der Text ist schon da, und ich lege ihn frei. Aber ich weiss nicht, was ich freilegen muss. Meine Religiosität hat natürlich Auswirkungen auf mein Schreiben, weil ich mich als Teil einer Erzählung begreife, und so wie der Maler die Perspektiven und Proportionen der Welt sieht, deren Teil er ist, so sehe ich als Romancier die Erzählgrammatik der Welt im immerwährenden Ausgleich von Plausibilität und Unwahrscheinlichkeit."
aus: "Drei Bilder und ein viertes" von Thomas Hettche - Neue Zürcher Zeitung 28.6.2018