Emilie Pine: Produktive Schreibangst
Es geht um Schreibangst, etwas, das viele Autoren gut kennen und was ihnen die Arbeit am Text erschwert. Im Interview mit Peer Teuwsen erklärt die irische Autorin das Entstehen ihres Buches "Botschaften an mich selbst". Der Journalist Peer Teuwsen fragte sie:
Wie schreibt man ein authentisches Buch?
"Mit viel Instinkt. Und mit einem Trick. Ich habe mir vor dem Schreiben eine einzige Frage gestellt: Emilie, was willst du wirklich sagen? Besser: Wenn du nur eines sagen dürftest in deinem Leben, was wäre das? Diese Frage half mir, Unnötiges beiseite zu lassen."
Und was war das, was Sie unbedingt sagen wollten?
"Ich wollte zeigen, worvor ich am meisten Angst habe. Denn in der eigenen
Angst liegt das Authentische. Ich habe die ehrlichste Geschichte gesucht. (...)
Wie bringt man das, was einem im Kopf an Gedanken und Gefühlen herumschwirrt, so aufs Papier, dass es stimmt?
"... Was im Kopf lebt, kann auf dem Papier zu einer Totgeburt werden. Und weil ich das so weit wie möglich vermeiden möchte, habe ich mir eine Technik angeeignet: Ich lasse erst einmal alles heraus, was ich im Kopf habe, giesse es aufs >Papier. Und dann schreibe ich allews wieder um, einmal, zweimal, zehnmal... Ich meine, deshalb wurde aus einem guten Buch ein sehr gutes Buch. Ich hatte jahrelang kein Vertrauen in mein Schreiben, weil ich in den Metaphern und der Bildsprache so schlecht war. Da hat es mir geholfen, faktenbasiert zu scheiben - und den Leser die Bilder dazu selbst in seinem Kopf entstehen zu lassen. (...)"
aus: "Was einen bricht, macht einen aus - sofern man überlebt" Inerview mit Emilie Pine von Peer Teuwsen. Neue Zürcher Zeitung 28.2.2021