Guillaume Gagnière: Holz- und Wörterhandwerk
Der Schweizer Schriftsteller hatte einen längeren Weg zu gehen bis er zum Schreiben fand: Er studierte Literaturwissenschaft und machte eine Ausbildung zum Möbelschreiner, weil er die Arbeit mit Holz so befriedigend fand:
"Bei der Arbeit mit dem Hobel entdeckte ich die gleiche kreative Freude am Modellieren eines Brettes, wie ich sie beim allmählichen Formen eines Satzes empfand. Denn das Schreiben wie die Holzbearbeitung stellen für mich gleichermaßen handwerkliche Tätigkeiten dar: in lebendige Materie schneiden, Adjektive oder Bretter suchen, einen Plan zeichnen, die verschiedenen Teile sorgfältig nachbilden, das Ganze zusammensetzen und dann unendlich viel Zeit damit verbringen, an den letzten Details zu feilen. Der Vorteil von Holz liegt darin, dass es ein verfügbares Material ist, die Inspiration hingegen ist launischer."
Dieser Text entstand für die Reihe "Was mich bewegt" in der NZZ, in der Autoren darüber schreiben, was "sie bewegt und geprägt hat oder was sich ihrem Werk auf besondere Weise eingeschrieben hat".
aus: "Unsinnigerweise bat ich den Kirschbaum um Verzeihung als ich ihn fällen musste" von Guillaume Gagnière - Neue Zürcher Zeitung 3.12.2022