Colson Whitehead:: Schreiben ohne Vorgaben

Er ist einer der bekanntesten Autoren Amerikas und erhielt den Pulitzerpreis 2017 und 2020 für "Die Nickel Boys" und "Underground Railroad". Sacha Verna hat ihn gefragt:

In der Literatur gilt immer öfter eine Regel, die vorgibt, wer worüber und über wen schreiben darf. Was halten Sie von diesem Territorialismus?

"Als Schriftsteller ist es mein Job, über verschiedene Ethnien, Geschlechter und Gesellschaftsschichten zu schreiben. Ich will die Welt in ihrer ganzen Vielfalt darstellen. Und wenn ich meine Sache gut mache, reklamiert auch niemand. Zu verlangen, dass Weisse nicht über Schwarze schreiben dürfen und umgekehrt, ist kompletter Blödsinn. Man darf es nur nicht verbocken. Und wenn man es verbockt, soll man darüber keinen Meinungsartikel in der New York Times schreiben, in dem man sich über politisch korrekte Henker beklagt, die einem an den Kragen wollen."

aus: "Man darf es nur nicht verbocken" von Sacha Verna - Neue Zürcher Zeitung 22.8.2021