Juli Zeh : "Können Sie Ihre Einsamkeit beschreiben?"
fragt Per Teuwsen die erfolgreiche Schriftstellerin, die seit 2007 mit ihrer Familie im berliner Umland lebt. Er stellt fest, dass sich ihre Sprache seit ihren ersten Romanen verändert hat: "Das stimmt total (...) Ich schreibe heute wieder so, wie ich als Kind geschrieben habe. Damals hatte ich eine sehr reale Phantasie im Kopf, und die Sprache war nur dazu da, das möglichst genau festzuhalten. Ich will, dass meine Sprache sich selbst zum Verschwinden bringt."
Die Einsamkeit empfindet die Schriftstellerin auf zwei Ebenen: "Ich kenne Einsamkeit einerseits als ein Gefühl von Freiheit. In der totalen Einsamkeit ist man auch total frei. Und dann kenne ich Einsamkeit als einen Abgrund vor dem Nichts. Das ist dann sehr verstörend, weil es in 'Sinnlosigkeit münden kann. Warum soll ich ein Buch schreiben, wenn ich existenziell einsam bin? Diese beiden Spielarten von Einsamkeit wechseln sich bei mir ab, und vielleicht ist es genau dieses Spannungsverhältnis, aus dem Literatur entsteht."
Im Frühjahr erschien von Juli Zeh der Roman "Über Menschen" bei Luchterhand
aus: "Es gibt einen Empörungsimperatif" Interview von Peer Teuwsen für die Neue Zürcher Zeitung 14.3.2021