Michel Houellebecq: Träume als Teil des Romans
'Ein charakteristisches Merkmal Ihres letzten Romans sind die vielen Traumbeschreibungen. Das ist neu, oder?'
"Ich habe meine Träume immer aufgeschrieben und diese Protokolle aufbewahrt, ohne zu wissen, wozu sie gut sein könnten. Einige gehen bis auf mein achtzehntes Lebensjahr zurück. Dann kam mir die Idee, dass ich einige davon in 'Vernichten' verwenden könnte."
'Also sind das einfach Ihre eigenen Traumaufzeichnungen?'
"Ja, das ist manchmal das Merkwürdige an der Literatur ... Ich mochte diese Träume, und dann habe ich beschlossen, dass die Figuren im Roman einige von ihnen träumen sollten. Ich habe nichts daran verändert. Ich habe Passagen kopiert, von denen einige vor fünfzig Jahren geschrieben wurde."
aus: "Gott ist tot - aber nur der christliche. Jener des Islam ist überhaupt nicht tot" von Anders Ehlers und Adam Paulsen - Neue Zürcher Zeitung 12.7.2025