Samira El Ouassil: Helden in Geschichten
Wenn man als Held, etwa als Kriegsheld stirbt, lebt man dann nicht fort in den Geschichten, die über einen erzählt werden?, hat Timo Frasch die Publizistin Samira El Ouassil gefragt.
"Geschichten sind eine Art Elysium, auf das die Lebenden Zugriff haben, sie machen uns unsterblich. Aber ich wehre mich gegen das Konzept des Kriegshelden. Jeder Mensch, der stirbt, ist vor allem ein Opfer des Krieges. Dass jemand heldenhaft umkommt und dieser Heldenmut in Erzählungen konserviert werden könnte, macht seinen Tod nicht weniger tragisch und sinnlos. Es gibt nichts Romantisierbares daran, und es handelt sich auch nur um einen narrativen Mechanismus, der dem frühen Tod einen Sinn verleihen soll. Geschichten überwinden zwar die Sterblichkeit, aber nie das Sterben."
aus: "Geschichten machen uns unsterblich" von Timo Frasch - Frankfurter Allgemeine Zeitung