Wilhelm Genazino: "Ich war nie fixiert auf die Genugtuung durch Erfolg.

Mir war wichtig, dass ich die Sachen schreiben konnte, die ich geschrieben habe. Ich glaube nicht mehr daran, dass mich ein Bestseller-Erfolg glücklich machen würde. Ich will mir keinen Rennwagen anschaffen, noch nicht einmal ein Rennrad. Das interessiert mich alles nicht."

Auf die Frage Wie funktioniert bei Ihnen die Übersetzung vom eigenen Erleben in literarischen Text? antwortete er:

"Das autobiografische Moment funktioniert als Anschub. Aber im Detail und durch die Bearbeitung ist die Sache wieder fiktional. Man möchte etwas ausdrücken, und ich lasse es zu, dass der autobiografische Gehalt, in dem ich den Text schreibe und ihn wieder und wieder schreibe, kleiner und kleiner wird, oft bis hin zum totalen Verschwinden."

Wilhelm Genazinos Roman "Kein Geld Kein keine Uhr Keine Mütze" erschien als letztes Werk im Todesjahr des Schriftstellers.

aus: "Der Reiz des Scheiterns" Interview von Ulrich Rüdenauer - börsenblatt 43 2004