Autorenbrief: Zufälle

Liebe Autoren und Autorinnen, 
in dieser Woche ist der neue Film „The Palace“ des weltbekannten Regisseurs Roman Polanski (90) ins Kino gekommen. Das Drehbuch dazu entstand zusammen mit Ewa Piaskowska und dem polnischen Regisseur Jerzy Skolimowski. Der hatte seine Filmidee zu „Vier Nächte mit Anna“ einem Zufall zu verdanken. Er war vertraglich verpflichtet, zu einer bestimmten Zeit ein Drehbuch abzuliefern, das er noch nicht einmal begonnen hatte und schwer unter Druck. Buchstäblich in letzter Minute erinnerte er sich an die kleine Notiz, die er in einer Zeitung gelesen hatte: Ein Koreaner war nachts heimlich in die Wohnung der Frau eingestiegen, in die er sich verliebt hatte, ohne dass sie davon wusste. Sie schlief und merkte nichts. Daraus entwickelte der Regisseur seinen Film „Vier Nächte mit Anna“.

 In drei Wochen vom 15. bis 25. Februar findet wieder das Filmfestival BERLINALE statt. Der erschütternde Film "Small Things Like These" ist für den Goldenen Bären nominiert. Der irische Hauptdarsteller Cillian Murphy eröffnet zusammen mit Emily Watson die Berlinale. Und Regisseur Martin Scorsese soll den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten. 

 Die Autorenhaus-Filmfachbücher können Sie auf der Berlinale erwerben oder aber direkt versandkostenfrei beim Verlag bestellen: Sidney Lumet: Filme machen („Sidney ist der Maestro - Jeder, der ernsthaft am Film interessiert ist, sollte es lesen.“ David Mamet) Oder das Standardwerk des Drehbuchschreibens von Syd Field Das Drehbuch (40 Mal aufgelegt und in 22 Sprachen übersetzt). Ein vollständiges, kommentiertes Drehbuch enthält Schritt für Schritt zum erfolgreichen Drehbuch von Christopher Keane mit einem Vorwort von Casablanca-Autor Julius J. Epstein. Emotionen im Film von Karl Iglesias sind "die umfassendsten praktischen Ausführungen, die ich je gesehen habe." Script Magazine)  Blake Snyders Rette die Katze das "ultimative Buch übers Drehbuchschreiben". Die Süddt. Zeitung: "Eine Art Heilige Schrift der Hollywood-Drehbuchautoren") Die Klassiker dürfen nicht fehlen, Christopher Voglers Die Odyssee der Drehbuchschreiber Romanautoren und Dramatiker, ("Das Buch, das Furore gemacht hat" Die Welt) und auch das legendäre 20 Masterplots - Die Basis des Story-Building in Roman und Film  ("Anhand einfacher Geschichten erläutert er in 20 Masterplots die beständige Gültigkeit der aristotelischen Definition ... In der Folge beschreibt der Autor zwanzig bewährte Muster. DIE ZEIT) viel gelobt (Prädikat: unbedingt lesens- und anwendenswert! Kino-Zeit) ist Keith Cunninghams Die Seele des Drehbuchschreibens - Die 16 Story-Steps und natürlich ("das eine Buch, auf dem alle anderen basieren.“ Generalanzeiger) von Lajos Egri: Dramatisches Schreiben.

 Kennen Sie Jason Statham? Er ist 'ungelernter' britischer Schauspieler und agiert im kürzlich angelaufenen Film „The Beekeeper“. Auch er hat eine Zufallsgeschichte: Als fliegender Händler wurde er durch Regisseur Guy Ritchie von der Straße ans Set geholt und erhielt gleich die Hauptrolle. Bedingung: „Versuch auf keinen Fall zu schauspielern.“ So entstand Stathams erster Film „Bube, Dame, König, Gras“ und die Schauspielerkarriere eines Mannes, der nur sich selbst spielen sollte und so gut darin war, dass er wohl nie mehr zu seinem Straßenjob zurückkehren muss. In seinen Actionfilmen geht es wild zu und die Stunts übernimmt er oft auch noch selbst. Denn, wie er sagt, er hat kapiert: „Mach Heu, solange die Sonne scheint. Es fühlt sich beschissen an, wenn man kein Geld hat. Wenn es dann endlich reinkommt, kann ich schlecht sagen: ‚Dafür bin ich mir zu schade‘.“

Der amerikanische Schriftsteller Paul Auster ist Experte für Zufälle. Nicht nur dass er eine besondere Antenne für sie hat, er hat sie auch gesammelt und schon vor mehr als 20 Jahren in "Das rote Notizbuch" veröffentlicht. In dem schmalen roten Band mit nur 77 Seiten, erzählt Paul Auster von rätselhaften Zufällen, die ihm und seinen Freunden begegnet sind. Aber die Beispiele dieser scheinbar unwahrscheinlichen Zufälle sind unglaublich und grenzen ans Übersinnliche. Vielleicht fallen Ihnen ebenfalls solche geheimnisvollen Situationen ein, sie könnten Ihre Texte bereichern.

 Mit herzlichen Grüssen

Ihre Gerhild Tieger

P.S. "Vier Nächte mit Anna" spielt übrigens in Sligo, ein Städtchen, das Paul Auster aus seiner irischen Zeit kannte. Als er von einer Freundin um juristischen Rat gebeten wurde, begleitete er sie zum Anwalt. Die Kanzlei, die er mit der Freundin aufsuchte, hieß Argue & Phibbs, zu Deutsch etwa: "Streiten & Schwindeln".